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Ameisen im Garten – Freund oder Feind? veröffentlicht von Sabine Will am 23. Juni 2022

© stock.adobe.com

Ameisen gehören zu den artenreichsten und am häufigsten vorkommenden Insekten weltweit. Sie besiedeln hauptsächlich tropische bis gemäßigte Klimazonen und machen geschätzt 10 – 15 % der tierischen Biomasse aus1. Es wird angenommen, dass die höchste Diversität in den Neotropen (amerikanische Tropen) zu finden ist. Kaum eine andere Insektengruppe lebt zudem in so hoch spezialisierten sozialen und gemeinschaftlichen Gefügen, in denen jedes einzelne Individuum seine Aufgabe kennt und dieser nachkommt: Königinnen und männliche Ameisen sorgen für die Reproduktion, die Arbeiterinnen (in unterschiedlichen Größen) für den Erhalt des Staates. So unterschiedlich wie die Ameisenarten selbst, sind auch ihre Lebensweisen. Im Laufe der Evolution hat sich eine Vielzahl an Lebensgemeinschaften mit anderen Organismen entwickelt, oftmals zu beiderseitigem Nutzen. Hervorzuheben sind hier die sog. Ameisenpflanzen oder Myrmecophyten.

Ameisen und Pflanzen

Ameise auf Akazie
©stock.adobe.com by angeldibilio

Unter Myrmecophyten versteht man Pflanzen, die mit Ameisen in verschiedener Art und Weise zusammenleben. Meist sind es symbiotische Verbindungen zu beiderseitigem Nutzen. Eine ganze Ameisenkolonie lebt dabei oft auf nur einer Pflanze (z.B. Acacia cornigera), die den Bewohnern alles, was sie zum Leben benötigen (Wohnraum, Nahrung, Nektar) zur Verfügung stellt. Im Gegenzug beschützen die Ameisen die Pflanze, entfernen Kletter- und Aufsitzerpflanzen und/oder stellen der Pflanze ihrerseits Nährstoffe durch Ausscheidungen zur Verfügung, z.B. Cecropia sp. Bei diesen Pflanzen leben die Ameisen im hohlen Stamm und werden ebenfalls mit Nahrung in Form von Futterkörperchen an der Blattbasis versorgt.

Ameisen im Garten

Ameisen sind generell ein sehr wichtiger Teil des Ökosystems. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Garten, eine Wiese oder einen Wald handelt. Sie werden jedoch sehr oft als Schädlinge wahrgenommen, obwohl sie das im engeren Sinn gar nicht sind. Ameisen fressen weder Wurzeln noch andere lebende pflanzliche Bestandteile. Für Gartenbesitzer*innen sind sie dennoch manchmal lästig, weil sie den Honigtau, den die Blattläuse absondern, ernten und dadurch die Blattläuse gegen „Störer“, also auch gegen Nützlinge, verteidigen. Bei noch kleinen Bäumen bis etwa 2 – 3 m Höhe oder Blumentöpfen kann man dem entgegenwirken, indem man z.B. einen Insektenleim um den Stamm bzw.  um den oberen Teil des Topfes anbringt, der die Ameisen am Hochklettern hindert.

Ameise an Pfingstrose
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Ameisen an Pfingstrosen bedeuten jedoch nicht unbedingt, dass diese Läuse haben. Pfingstrosen sondern an den Knospen eine zuckerhaltige Lösung ab. Diese kann sogar dazu führen, dass die Knospe sich nicht öffnen kann. In diesem Fall würden die Ameisen durch das Entfernen der klebrigen Flüssigkeit eine Art „Geburtshilfe“ leisten.

Ameisen in Blumentöpfen oder bepflanzten Trögen sind harmlos und (wenn überhaupt) nur lästig. Aus kleinen Töpfen kann man sie meist vertreiben, wenn man die Pflanze herausnimmt und den Topf ausklopft oder ihn eine Zeit lang im Garten stehen lässt, damit sich die Ameisen an einen anderen Ort verkriechen. Man kann auch versuchen, sie durch starke Gerüche, wie z.B. das Ausbringen von Kaffeesatz auf der Erde, zu vertreiben, oder die Pflanze umzutopfen. Wenn die Töpfe überdacht stehen, kann man als vorbeugende Maßnahme um die Töpfe Kieselgur („Diatomeenerde“) ausstreuen. Diese besteht aus amorphem Silziumoxid, welches über stark schmirgelnde und anhaftende Eigenschaften verfügt. Schädlinge, die mit dem Staub in Berührung kommen, sterben durch Austrocknung innerhalb weniger Stunden ab.

Will man ein Ameisennest umquartieren, stülpt man am besten einen mit Erde oder Holzwolle gefüllten Tontopf, verkehrt über das Nest. Der Topf wird dann für einige Tage bzw. Wochen an der Stelle belassen. Die Ameisen beginnen mit dem Nestbau nach oben, in den Topf hinein. Anschließend kann vorsichtig mit einem Spaten das restliche Volk ausgegraben werden und inkl. Topf an einen neuen Standort umgesiedelt werden. Achtung! Kontrollieren Sie, ob die Königin mitübersiedelt wurde. Ansonsten muss die Prozedur wiederholt werden.

Ameisen stellen außerdem eine Nahrungsquelle für viele Tiere, wie z.B. Vögel (v.a. Spechte, Schwalben und Hühnervögel), Amphibien, Wespen, Spinnen und auch kleine Säugetiere dar. Ameisenlöwen, ein Larvenstadium verschiedener Arten von Ameisenjungfern, ernähren sich ebenfalls von Ameisen und kleineren Insekten, die sich in Ihre typischen rutschigen Trichterfallen im Sand verirren.

Ameisen sind selbst Gärtnerinnen!

Ameisenhaufen
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Zu bedenken ist immer, dass Ameisen im Garten auch wichtige Funktionen übernehmen. Abgesehen von den Blattschneiderameisen in tropischen und subtropischen Regionen, die auf den abgeschnittenen und in den Bau eingetragenen Blättern Pilze kultivieren, sind auch unsere heimischen Ameisen quasi Gärtnerinnen: Sie sorgen dafür, dass totes organisches Material (ob tierisch oder pflanzlich) abgebaut und zersetzt wird. Sie räumen den Boden auf und durchlüften das Substrat, indem sie Gänge und Höhlen anlegen. Ameisen sind außerdem Frucht- und Samenverbreiter für heimische Pflanzen, wie z.B. dem Schneeglöckchen, Lerchensporn oder dem Schöllkraut. Durch sog. Elaiosome, also nährstoffreiche Anhängsel, an den Diasporen (Verbreitungseinheiten), werden diese attraktiv für die Ameisen und in den Bau eingetragen. Oft gelangt die Beute aber gar nicht bis zum Bau und wird am Weg bereits verspeist. Das lästige Anhängsel (der Samen) wird an Ort und Stelle liegen gelassen.

Ameisen im Haus

Ameisen sind im Haushalt meist unerwünscht. Angelockt werden sie von verschiedenen Gerüchen, die offene Lebensmittel oder Essen ausströmen. Da Ameisen einen ausgezeichneten Geruchssinn haben und selbst Pheromonspuren zu den Köstlichkeiten legen, hat man bald nach Entdeckung der Quelle eine Ameisenstraße im Wohnraum.

Um das zu vermeiden, sollte man immer alles wegräumen und keine Lebensmittel offenstehen lassen. Sauberkeit ist die beste vorbeugende Maßnahme. Wenn die Ameisen mal im Haus sind, kann man sie durch Einsaugen oder Wegwischen entfernen. Der im Handel erhältliche und vorhin erwähnte Kieselgur bringt sowohl Ameisen als auch andere Lästlinge im Haus, wie Asseln, Silberfischchen oder Rote Vogelmilben durch Austrocknung zum Absterben. Eintrittsstellen an Fenster und Türen sollten, wenn möglich, abgedichtet werden, um einen Wiedereintritt der Ameisen ins Haus zu verhindern.

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