Sind das Nützlinge oder können die weg? veröffentlicht von Sabine Will am 17. März 2022
„Nützling“ sowie „Schädling“ sind von Menschen definierte Begriffe. Als „Nützling“ wird generell ein Organismus bezeichnet, der einen anderen, unerwünschten Organismus („Schädling“) frisst, oder diesen als Wirt parasitiert und folglich vernichtet. In der biologischen Schädlingsbekämpfung werden also, neben anderen Methoden, natürliche Räuber/Beute-Beziehungen bzw. Fortpflanzungsmechanismen gezielt genutzt, um Schadorganismen in Schach zu halten. Nützlinge und Schädlinge können in der gleichen Tiergruppe vorkommen (z.B. Raubmilben, die Spinnmilben fressen), oder aus verschiedenen Organismengruppen stammen (z. B. Fadenwürmer, die Käferlarven parasitieren). Folgende Gruppen von Nützlingen können unterschieden werden:
- Als Mikro-Nützlinge werden Bakterien, Viren und Nematoden (Fadenwürmer) bezeichnet. Diese mikroskopisch kleinen Organismen haben spezifische Mechanismen entwickelt, um sich auf Kosten bestimmter Schädlinge zu vermehren.
- Räuber spüren ihre Beutetiere auf, ergreifen und fressen sie. Bekannte Räuber aus der Insektenwelt sind z.B. Florfliegenlarven und Marienkäfer, sowie deren Larven.
- Parasitoiden sind hauptsächlich Insekten, die andere Organismen als Wirte zur Fortpflanzung nutzen und diese dadurch abtöten. Dazu gehören beispielsweise Schlupf- oder Brackwespen, die ihre Eier in Mottenlarven legen. Es schlüpft ein neuer Nützling anstatt eines Schädlings.
Durch die spezielle Lebensweise der einzelnen Nutz- und Schadorganismen ist der gezielte Einsatz der tierischen Helfer bezüglich Art, Menge und Zeitpunkt essenziell für einen Behandlungserfolg. Manche Nützlingsarten sind deswegen auch nur in den Anwendungszeiträumen erhältlich. Vor Behandlung ist es wichtig, den Schädling möglichst genau zu bestimmen. Nützlinge können sowohl vorbeugend als auch bei bereits eingetretenem Schaden eingesetzt werden. Eine Kombination verschiedener Nützlinge ist je nach Befall ebenfalls möglich.
Grundsätzlich gilt, dass Nützlinge so schnell wie möglich nach Kauf/Lieferung eingesetzt werden sollten. Eine kurzfristige Lagerung ist möglich und sollte bis auf wenige Ausnahmen unbedingt im Kühlschrank erfolgen! Genaue Hinweise zur Behandlung, Lagerung und Anwendung sind auf den Verpackungen angegeben. Bei der Kombination mit anderen Pflanzenschutzmitteln ist Vorsicht geboten. Auch durch biologische Mittel (wie z.B. Kaliseife) kann der Nützling geschädigt werden. Deswegen sollte ggf. ein (biologisches) Pflanzenschutzmittel VOR dem Nützlingseinsatz aufgebracht werden.
Man muss Nützlinge aber nicht unbedingt kaufen, sondern kann ihre Anwesenheit im Garten mit vielen Maßnahmen gezielt fördern: insektenfreundliche Pflanzen als Nahrungsquelle sind ein erster Schritt in diese Richtung. Statt umweltgiftige Pflanzenschutzmittel und rein mineralische Dünger besser biologische verwenden, sowie generell einen vielfältigen Lebensraum bieten: Blumenwiese, Holzstoß, Steinmauer, Komposthaufen, Teich/Biotop, etc. Und: eine gewisse Toleranz gegenüber einem Schädlingsbefall entwickeln, denn dann stellen sich die natürlichen Nützlinge ganz von selbst ein.
Falls es doch einmal nötig ist einzugreifen, sprechen viele Vorteile für den Einsatz von tierischen Helfern:
- Ein Nützling kann nicht überdosiert werden (sodass er pflanzenschädigend wirken würde)
- Bei Obst und Gemüse gibt es keine Wartezeiten bis zur Ernte: Nützlinge hinterlassen keine Rückstände
- Keine Resistenzbildung der Schädlinge: der Nützling wirkt auch nach wiederholtem Einsatz
- Einsatz in Innenräumen/Glashaus und im Freiland möglich
- Natürliche Wirkung über spezifische Mechanismen: Nützling = der natürliche Feind eines Schädlings
- Keine Nebenwirkungen
- Keine Gefahr für den Anwender, Kinder oder Haustiere
Die tlw. spezielle Handhabung oder manchmal höhere Kosten sollte man zugunsten der biologischen Behandlungsweise in Kauf nehmen.
Hinweis: Keine Angst, Nützlinge werden nie zu Schädlingen! Durch ihre hohe Spezialisierung und Abhängigkeit von Schädlingen verschwinden Nützlinge von selbst wieder, wenn es nichts mehr zu fressen oder zu parasitieren gibt.