Wildbienen – solitäre Bestäuber veröffentlicht von Alina Schludermann am 17. März 2022
Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
Fuchsrot, stark behaartes Hinterteil, schwarzer Brustteil – fast könnte man sie für eine Hummel halten. Bei den 12 – 16 mm großen Brummern handelt es sich jedoch um weibliche Wildbienen, genauer gesagt um Gehörnte Mauerbienen. Ihren Namen haben sie aufgrund ihrer zwei kleinen Hörnchen am Kopf, welche zwischen Fühlern und Haaren der Weibchen versteckt sind, erhalten. Die Männchen sind etwas kleiner und haben zusätzlich eine weiße Gesichtsbehaarung.
Mauerbienen leben solitär, d.h. sie bilden keinen Staat. Die männlichen Wildbienen schlüpfen ca. 2 Wochen vor den weiblichen Artgenossen und tragen ebenfalls ihren Teil zur Bestäubung der Blüten bei. Nach der Paarung beginnen die Weibchen mit dem Nestbau (Liniennester) und der Ausstattung des Nahrungsvorrates für die Larven.
Wenn keine Nisthilfen zur Verfügung gestellt werden, suchen sich die Weibchen ideale Nistmöglichkeiten, wie Mauerspalten, Abflussröhrchen und Ritzen von Fensterrahmen, Vertiefungen in Steinen, alte Nester von Pelzbienen, offene Besenstiele, Gartenschläuche, Bohrlöcher von Gebäuden sowie Schneckenhäuser, Pflanzenstängel und vorhandene Gänge in Tothölzern. Da der Lebensraum der Insekten immer knapper wird, können wir ihnen verschiedene Nistmöglichkeiten anbieten:
Wildbienen Nistblock
Wildbienenblock aus Buche
Als natürliches Baumaterial wird in erster Linie feuchte Erde oder Lehm entlang von Gewässern gesammelt. Ist kein feuchtes Material verfügbar, sammeln die Weibchen Erde aus Rissen im Boden oder graben mehrere Zentimeter tiefe Löcher in das Erdreich, bis sie auf feuchtes Baumaterial treffen. Ein Liniennest besteht aus bis zu 12 hintereinander angeordneten Brutzellen. In jede Kammer legt das Weibchen ein Ei auf den zuvor eingetragenen Nahrungsvorrat (Pollen). Um Fressfeinde zu verwirren, wird anschließend an die letzte Brutzelle eine weitere, leerstehende Zelle gebaut. Diese wird mit einem dicken Verschlussdeckel versiegelt. Aus dem Ei schlüpft eine Larve, welche sich vom Pollen ernährt. Ist die Nahrung aufgebraucht, spinnt sie sich in einem Kokon ein. Im Sommer verpuppt sich die Larve und entwickelt sich zu einer fast fertigen Mauerbiene (dieses Stadium erwerben Sie beim Kauf der Wildbienenkokons). In diesem Stadium überwintert die Mauerbiene und schlüpft, sobald die entsprechenden Temperaturen erreicht sind.
Wildbienenkokons Gehörnte Mauerbiene
Was muss eine Nisthilfe aufweisen?
Der Innendurchmesser der einzelnen Röhren muss zwischen 8 – 9 mm liegen, die Gesamtlänge sollte idealerweise 20–25 cm erreichen. Zum Schutz vor Räubern empfiehlt es sich ein Gitter mit ca. 8 cm Abstand zu den Röhren anzubringen. Damit ist sichergestellt, dass auch ein Specht mit seinem langen Schnabel bzw. seiner ebenso langen Zunge nicht an den kostbaren Inhalt gelangt. Die Röhren sollten eine stabile Rückwand haben und vor Regen geschützt sein. Bei Verwendung der Niströhren für Wildbienen ist außerdem darauf zu achten, dass sie nicht zu dicht geschlichtet werden, um ein Durchweichen bzw. eine Schimmelbildung zu verhindern.
Keramik Wildbienenhotel Standard
Keramik Wildbienenhotel Jumbo
In der Nähe der Nisthilfen sollten sich entsprechende Pflanzen befinden, da diese bevorzugt besucht werden, um Pollen für den Nahrungsvorrat einzusammeln (gleichzeitig werden diese natürlich bestäubt).
Nach dem Schlüpfen
Falls Ihnen hellbraune Flecken rund um die Nisthilfen auffallen, dann machen Sie sich keine Sorgen. Dabei handelt es sich lediglich um den Darminhalt einer frisch geschlüpften Mauerbiene. Nach Monaten der Ruhe im Kokon hat sich im Darm Kot angesammelt, der nun abgesetzt wird. 10 – 12 Wochen sind die Wildbienen ungefähr unterwegs, um sich zu paaren, neue Nester für die nächste Generation zu bauen, Futter zu sammeln und natürlich um die Blüten dabei zu bestäuben. Die Gehörnte Mauerbiene besucht besonders gern Steinobstblüten, wohingegen die Rote Mauerbiene lieber Kernobstblüten besucht.
Die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)
Die Rote Mauerbiene unterscheidet sich nur gering von der oben beschriebenen Gehörnten Mauerbiene. Sie ist etwas kleiner mit einer Größe von 8 bis 13 Millimetern. Folglich werden lieber Niströhren mit einem Durchmesser von 6 – 7 mm bezogen. Sind keine auffindbar, werden auch größere für den Nachwuchs beansprucht. Osmia bicornis schlüpft etwas später als ihre Verwandte Osmia cornuta und zwar circa dann, wenn diese bereits voll mit dem Nestbau beschäftigt sind – ideal für etwas später blühende Obstbäume. Ähnlich wie bei der Gehörnten Mauerbiene beschreibt der Name ein eindeutiges Erkennungsmerkmal (bicornis = zweihörnig): Die weiblichen Tiere tragen zwei spatelartige Hörnchen am Kopf, die zur Ernte von Blütenpollen dienen.